Definition: Osteoporose – was ist das?
Die chronische Erkrankung Osteoporose (in der ICD-10 verschlüsselt als M81) wird auch Knochenschwund genannt – und die Bezeichnung trifft es auf den Punkt: Bei betroffenen Personen wird die Struktur des Knochengewebes grob und löchrig, die Dichte der Knochen nimmt ab. Die Knochen können dann viel leichter und schneller brechen als bei gesunden Menschen.
Aber warum passiert das? Dazu müssen wir uns den Knochenstoffwechsel anschauen: Unsere Knochen sind nämlich nicht einfach ein “fertiges Material”, sondern unser Leben lang ständig im Umbau. Beim normalen Knochenstoffwechsel besteht ein stetiges Gleichgewicht zwischen Knochenabbau und -aufbau. Bis zu unserem 30. oder 35. Lebensjahr überwiegt allerdings der Knochenaufbau. Danach nimmt bei uns allen die Knochendichte stetig ab; das ist ganz natürlich. Bei an Osteoporose erkrankten Menschen sinkt die Knochendichte allerdings stärker und schneller. Bei ihnen ist das Verhältnis von Knochenaufbau und -abbau gestört.
Glücklicherweise gibt es Behandlungsmöglichkeiten, die den Knochenschwund hinauszögern können – eine davon ist die Gabe von Bisphosphonaten. Eine sehr seltene Nebenwirkung des Medikaments ist die Entwicklung einer Kiefernekrose. Du möchtest dich jetzt darüber informieren? Dann lies direkt im Abschnitt “Schwerpunkt Kiefernekrose und Osteoporose” weiter.
Gut zu wissen:
Was bedeutet ICD? Die Abkürzung steht für International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems (Internationale Klassifikation der Krankheiten) – das ist ein international anerkanntes System, das mit Hilfe von Codes medizinische Diagnosen benennt und verschlüsselt. Zu finden sind die Codes in Dokumenten und Arztbriefen.
Wer ist von Osteoporose betroffen?
Mindestens sechs Millionen Menschen leben in Deutschland mit Osteoporose. Die Krankheit tritt gehäuft bei älteren Menschen auf. Jedes Jahr erkranken mehr als 800’000 Menschen im Alter über 50 Jahren neu an Osteoporose. Frauen sind bedeutend öfter davon betroffen als Männer – sie machen rund 80 Prozent aller Erkrankten aus. Dennoch spielt auch bei Männern Osteoporose eine nicht zu unterschätzende Rolle. Ein Drittel aller Männer über 50 Jahre sind erkrankt. In Zukunft wird aufgrund des demographischen Wandels mit einer steigenden Zahl an Neuerkrankungen gerechnet.
Frauen und Osteoporose: Warum trifft es sie häufiger?
Wie du bereits erfahren hast, erkranken Frauen häufiger an Osteoporose als Männer. In der Altersgruppe ab 65 Jahren sind fast ein Viertel aller Frauen davon betroffen. Grund für die Anfälligkeit älterer Frauen sind die Wechseljahre. Wie das zusammenhängt, erklären wir dir hier. Dafür müssen wir aber erst einmal zurück in die Jugend schauen:
Der Knochenstoffwechsel wird durch viele verschiedene Faktoren gesteuert und beeinflusst. Beispielsweise durch das Schilddrüsenhormon Kalzitonin und das Nebenschilddrüsen-Parathormon, durch Vitamin D, Testosteron – und durch Östrogene. Die Östrogene beeinflussen den Knochenstoffwechsel, indem sie den Knochenaufbau anregen. Ab dem 35. Lebensjahr beginnen die Eierstöcke aber, ihre Tätigkeit stetig einzuschränken – der Eisprung bleibt häufiger aus und die Produktion des Östrogens wird reduziert. Wenn dadurch nun ein Östrogenmangel entsteht, wird mehr Knochen ab- als aufgebaut.
Frauen müssen aber keine Sorge haben, dass sie aufgrund der Wechseljahre ganz automatisch an Osteoporose erkranken werden. Der Knochenschwund entsteht durch viele verschiedene Einflüsse. Das heisst, es müssen verschiedene Faktoren zusammenkommen und über längere Zeit bestehen bleiben, damit sich die Krankheit entwickelt. Über die Risikofaktoren, die Osteoporose begünstigen, liest du mehr im Abschnitt "“Ursachen: Warum entsteht Osteoporose?”.
Knochenschwund bei Kindern
Auch wenn Knochenschwund vor allem Menschen in höherem Alter betrifft, kann die Erkrankung auch bei Kindern und Jugendlichen auftreten. In diesen jungen Jahren leiden sie oft unter starken Schmerzen, vielen Knochenbrüchen und lebenslangen Bewegungseinschränkungen.
Folgende Ursachen können für eine Osteoporose im Kindes- und Jugendalter verantwortlich sein:
- Juvenile Arthritis (Gelenkentzündungen, die vor dem 16. Lebensjahr auftreten)
- Zystische Fibrose (angeborene, vererbte Stoffwechselerkrankung mit zähflüssigem Schleim in der Lunge)
- Magersucht (Anorexia nervosa)
- Chronische Lebererkrankungen
- Morbus Crohn
- Bestimmte Medikamente wie Glukokortikoide (an Stoffwechselprozessen beteiligte Hormone), Antiepileptika oder Immunsuppressiva
Darüber hinaus gibt es auch Osteoporose-Erkrankungen bei Kindern, deren Ursache nicht geklärt ist. In Frage kommen dann beispielsweise:
- Gestörte Kollagenproduktion in den Knochen
- Entzündliche Immunerkrankungen
- Vitamin-D-Störungen
Wichtig für Eltern zu wissen: Wenn sich schon Kleinkindalter sehr oft Knochen brechen, steht der Verdacht einer Osteogenesis imperfecta, der sogenannten Glasknochenkrankheit, im Raum.
Ursachen: Warum entsteht Osteoporose?
Einige Ursachen für die Entstehung einer Osteoporose hast du bereits kennengelernt – bei Frauen spielt vor allem der Östrogenmangel in den Wechseljahren eine Rolle. Das ist natürlich stark mit dem Älterwerden der Frau verknüpft. Das Alter zählt damit auch zu den Faktoren, die eine Osteoporose wahrscheinlicher machen.
Welche Ursachen beziehungsweise Risikofaktoren noch zur Entwicklung der Erkrankung beitragen können, liest du hier:
- Bestimmte Stoffwechselerkrankungen (Diabetes Typ 1 oder Typ 2, Schilddrüsenüberfunktion)
- Chronisch entzündliche Darmerkrankungen
- Rheumatoide Arthritis
- Neurologische Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer
- Bestimmte Medikamente wie Kortison oder Magensäureblocker
- Alkoholkonsum
- Zigarettenkonsum
- Untergewicht
- Starke Gewichtsabnahme
- Zu wenig körperliche Bewegung
- Familiäre Belastung (Osteoporose ist vererbbar)
- Nach Brustkrebs-Behandlung durch endokrine Therapie
- Nach Chemotherapien
- Vitamin-D-Mangel und Calcium-Mangel (Vitamin D unterstützt die Einlagerung von Calcium in den Knochen, Calcium sorgt für mehr Knochenstabilität)
- Stress / Seelische Leiden
Verlauf der Krankheit: Stadien im Überblick
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat den Verlauf einer Osteoporose in Stadien eingeteilt, die wir dir hier vorstellen möchten:
Grad 0 – Osteopenie
Dieses Stadium kann man auch als Vorstufe der Osteoporose bezeichnen. Die Patientinnen und Patienten spüren dann meist noch keine spezifischen Symptome, es entstehen auch noch keine Knochenbrüche. Der Knochen beginnt aber schon, an Festigkeit zu verlieren, was durch eine Knochendichtemessung diagnostiziert werden kann. In einem Röntgenbild hingegen würde man diese Vorstufe aber noch nicht erkennen können. All das führt dazu, dass diese Phase der Erkrankung oft unentdeckt bleibt.
Grad 1 – Osteoporose
In diesem Stadium ist der Knochenmineralgehalt deutlich erniedrigt. Es kann aber sein, dass es noch nicht zu Knochenbrüchen gekommen ist. Genauso gut kann in dieser Phase aber nun auch schon ohne grösseren Anlass ein Knochen brechen.
Grad 2 – Manifeste Osteoporose
Durch den fortgeschrittenen Knochenschwund kann es nun zu ein bis drei Knochenbrüchen kommen. Häufig sind die dadurch entstehenden Schmerzen die ersten Symptome der Erkrankung. Nicht nur die Knochendichtemessung, auch ein Röntgenbild, ein MRT oder CT können die Osteoporose nun darstellen. Es treten erste Wirbelkörperfrakturen in Form vom “Fischwirbeln” auf. Wirbelkörper sind zylindrisch geformte Bauelemente unserer Wirbel. Zwischen ihnen befinden sich die Bandscheiben. Diese Wirbelkörper können sich aufgrund der Osteoporose zur Mitte hin dellen. Auf einer Röntgenaufnahme beispielsweise haben die Wirbelkörper dann eine sanduhr- oder fischähnliche Form.
Grad 3 – Fortgeschrittene Osteoporose
Der Knochenmineralgehalt ist nun deutlich erniedrigt und es kommt zu vielen Wirbelkörperbrüchen. Nun kann man auch von einem Endstadium der Erkrankung sprechen. Die Lebensqualität ist in der Regel stark eingeschränkt.
Gut zu wissen:
Eine Osteoporose ist vor allem in den fortgeschrittenen Stadien stark belastend und häufig mit grossen Schmerzen verbunden. Die Lebenserwartung ist durch die Erkrankung aber nicht verkürzt.
Osteoporose: Symptome erkennen
Osteoporose ist eine tückische Krankheit. Bei erwachsenen Menschen verläuft sie nämlich in der Regel erst einmal ohne Symptome oder Beschwerden. Diese zeigen sich meist erst im späteren Verlauf. Welche Anzeichen dann auftreten können, haben wir hier für dich zusammengefasst.
Knochenbrüche
Meist kommt der Verdacht auf Osteoporose erst auf, wenn Knochen tatsächlich brechen. Dafür ist es wichtig zu verstehen, dass Osteoporose sich nicht auf einen einzelnen Knochen konzentriert, sondern das gesamte Skelettsystem betrifft. Ganz besonders betroffen sind aber meist Wirbelsäule und Hüfte. Typisch für die Erkrankung ist beispielsweise ein Bruch des Oberschenkelhalses. Aber auch sogenannte Radiusfrakturen können auf Osteoporose hindeuten. Dabei bricht die Speiche am Handgelenk. Das kann beispielsweise passieren, wenn man sich bei einem Sturz reflexartig mit den Händen abstützt.
Doch Osteoporose kann auch an allen anderen Knochen Schaden anrichten – zum Beispiel am Knie. Denn auch hier kann der Knochenschwund für einen Verlust an Festigkeit sorgen und so Beschwerden auslösen. Zudem können durch Osteoporose bedingte Schmerzen im Rücken zu Fehlhaltungen führen – und diese wiederum zu Fehlbelastungen der Knie. Auch der Fuss kann aufgrund von Knochenschwund brechen.
Osteoporose kann sich ebenfalls durch Symptome im Finger zeigen – auch diese kleinen Knochen können brechen. Anzeichen sind beispielsweise Fingerdeformitäten, Schmerzen und eine eingeschränkte Beweglichkeit der Hände und Finger. Und: Auch der Kieferknochen kann betroffen sein. Auch er kann porös werden. Ist das der Fall, kann es passieren, dass die Zähne ihren Halt verlieren und schlimmstenfalls ausfallen.
Gut zu wissen:
Auch Parodontitis kann unbehandelt dafür sorgen, dass sich die Zähne lockern. Hier handelt es sich nämlich um eine weit verbreitete Entzündung des Zahnbettes und des Zahnhalteapparates. Lies hier, wie du vorbeugen kannst:
Parodontitis: Symptome, Ursachen und die richtige Behandlung
Schmerzen
Wenn nicht durch Knochenbrüche, fällt eine Osteoporose oft durch Schmerzen – vor allem Rückenschmerzen – auf. Sie können die Betroffenen abrupt und spontan überkommen, sie können stechen, dumpf, langanhaltend und sehr quälend sein. Natürlich können dahinter auch viele andere Ursachen stecken – zum Beispiel Arthrose oder gar Knochenkrebs, aber vielleicht auch nur Muskelverspannungen. Wenn du aber schon länger an ähnlichen Beschwerden leidest, solltest du dich medizinisch durchchecken lassen.
Rundrücken
Im Verlauf der Erkrankung kann sich die Wirbelsäule verkürzen und verkrümmen – das geschieht, wenn bei einem Wirbelbruch mehrere Wirbel brechen. Dann entsteht ein sogenannter Rundrücken (oder Buckel), den man umgangssprachlich etwas unschön auch als “Witwenbuckel” bezeichnet. Ein solcher Rundrücken kann dann auch Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen nach sich ziehen. Die Folge eines Rundrückens kann auch der sogenannte “Osteoporose-Bauch” sein. Gemeint ist damit, dass sich der Bauch nach aussen wölbt, weil durch den Rundrücken weiches Gewebe nach vorne gedrückt wird.
Wichtig zu wissen: Der Rundrücken kann auch zu Atembeschwerden führen. Durch die verkrümmte Wirbelsäule wird der Brustraum nämlich kleiner; dadurch kann eine Atemfunktionsstörung eintreten oder sich verstärken.
Gut zu wissen:
Atmen ist die natürlichste Sache der Welt? Klar! Aber wusstest du, dass man dabei durchaus “Fehler” machen kann? Lies hier, wie wir das Atmen positiv beeinflussen können und wie das unserer Gesundheit hilft :
Richtig atmen lernen: So geht’s
Verlust an Körpergrösse
Im Endstadium der Erkrankung kann es passieren, dass Betroffene sich nicht mehr richtig aufrichten können, weil die Wirbelsäule so stark verkrümmt ist. Aus diesem Grund können sie bis zu 20 Zentimeter an Körpergrösse einbüssen.
Osteoporose: Alles über die Diagnostik
Leider wird eine Osteoporose häufig erst diagnostiziert, wenn die Krankheit bereits fortgeschritten ist – in diesen Fällen kann es schon zu einem Knochenbruch gekommen sein oder die betroffene Person leidet unter chronischen Rückenschmerzen. Oft ist Osteoporose sogar ein Zufallsbefund – beispielsweise, wenn eine Person aus anderen Gründen geröntgt wird und dabei Knochenbrüche sichtbar werden.
Verdacht auf Osteoporose: Welcher Arzt ist der richtige?
Wenn du dich gezielt auf Osteoporose untersuchen lassen willst, wäre eine Orthopädin oder ein Orthopäde die richtige Anlaufstelle. Natürlich kannst du auch mit deiner Hausärztin oder deinem Hausarzt über deinen Verdacht beziehungsweise deine Befürchtungen sprechen. Am besten ist es, du suchst dir eine Ärztin oder einen Arzt in der Nähe, um dir die Besuche so einfach wie möglich zu gestalten.
Die Ärztin oder der Arzt wird dann über die Diagnostik entscheiden und inwieweit es nötig ist, dich zu einem Spezialisten oder einer Spezialistin zu überweisen. Er oder sie wird eine Empfehlung aussprechen, ob du beispielsweise in einem Zentrum für Osteoporose oder in einer Klinik am besten aufgehoben bist. Vielleicht ist für dich nach einem Bruch auch eine Kur mit Aufenthalt in einer Reha-Klinik der richtige Weg.
Im Folgenden möchten wir dir nun erklären, welche Untersuchungen bei Verdacht auf Osteoporose auf dich zukommen können:
Untersuchung und Anamnese
Im ersten Schritt wird dein Arzt oder deine Ärztin dich zu deinen bisherigen Erkrankungen befragen und herausfinden, ob bei dir Risikofaktoren für eine Osteoporose vorhanden sind. Welche das sind, kannst du weiter oben nachlesen. Ausserdem wird dein Arzt oder deine Ärztin dich körperlich untersuchen. Dazu gehören bestimmte Test-Arten, mit denen deine Beweglichkeit überprüft werden kann. Darüber hinaus kann es auch sehr gut möglich sein, dass der Abstand zwischen deinem Becken- und Rippenbogen gemessen wird. Denn dieser verringert sich bei einer Osteoporose.
Knochendichtemessung
Die Knochendichtemessung gehört zu den wichtigsten Diagnoseverfahren bei Osteoporose. Dabei lässt sich der Mineralsalzgehalt in den Knochen messen – und zwar mit einer speziellen Röntgen-Methode, die DEXA oder DXA genannt wird (abgeleitet von der englischen Bezeichnung Dual Energy X-Ray Absorptiometry). Der Mineralsalzgehalt gibt Auskunft über die Stabilität der Knochen.
Bei dieser Art der Diagnostik werden fünf bis zehn Minuten Röntgen-Strahlen durch den Oberschenkelhals oder die Lendenwirbelsäule geleitet. Das Prinzip: Je mehr Strahlen die Knochen durchlassen, desto geringer ist die Knochendichte. Das Ergebnis wird als T-Wert angegeben.
Werte-Tabelle: Welche T-Werte stehen für welches Osteoporose-Stadium?
T-Wert zwischen 0 und -1: Die Knochendichte ist normal.
T-Wert zwischen -1 und - 2,5: Verringerte Knochendichte (Vorstufe, Osteopenie).
T-Wert von -2,5 und weniger: Osteoporose liegt vor.
Röntgen, MRT und CT
Röntgen, MRT und CT werden in der Regel zur weiterführenden Diagnostik genutzt. Sie sind nicht zur Früherkennung einer Osteoporose geeignet. Die Krankheit erkennt man auf dem Röntgenbild beispielsweise erst dann, wenn die Knochenmasse bereits zwischen 30 und 40 Prozent vermindert ist.
Bluttest und Urinprobe
Eine noch recht neue Möglichkeit, Osteoporose im Anfangsstadium zu erkennen, ist die Durchführung eines Blut- und Urintests. Dank der Urin- und Blutwerte lässt sich bereits nach wenigen Wochen erkennen, ob Kalzium im Skelett ein- oder abgebaut wird. Sie machen auch eine Aussage über die Funktionalität der Nieren und des Skeletts. Dieses sogenannte Kalzium-Biomarker-Screening reicht für die Diagnostik aus, sodass sich bei einem positiven Befund keine Knochendichtemessung mittels Röntgenstrahlung anschliessen muss. Patientinnen und Patienten wird damit also diese Belastung erspart.
Vorsicht beim Test in der Apotheke und für zu Hause
Einige Apotheken bieten an, das Risiko für Osteoporose selbst zu testen, indem sie beispielsweise am Handgelenk die Knochendichte messen. Auch gibt es Tests für zu Hause (Urintests), um Osteoporose frühzeitig erkennen zu können. Wichtig dabei zu wissen ist: Nur Ärztinnen und Ärzte dürfen eine Diagnose stellen. Es ist also empfehlenswert, sich vor einem Alleingang in Sachen Diagnostik medizinisch beraten zu lassen. Dein Arzt oder deine Ärztin wird dir den richtigen Weg hin zum Befund erklären.
Was du natürlich vorab machen kannst, ist ein Online-Selbsttest im Internet. Hier geht es lediglich darum, Fragen rund um deine Ernährung, Vorerkrankungen oder Medikamenteneinnahmen zu beantworten. Daraus ergibt sich dann ein Risikoprofil – also ganz wichtig: keine Diagnose! Du erfährst lediglich, ob du zur Risikogruppe gehörst. Wenn du dich dafür entscheidest, achte darauf, dass du einen seriösen Test-Anbieter, beispielsweise eine Klinik, auswählst.
Gut zu wissen:
Osteoporose kann je nach Ausmass der Schmerzen und Funktionsbeeinträchtigungen als Behinderung (bis hin zur Schwerbehinderung) eingestuft werden. Auch ein Pflegegrad ist denkbar. Der Grad der Behinderung (GdB) wird auf einer Skala von 20 bis 100 in Zehnerschritten angegeben. Ab einem Behinderungsgrad von 50 haben Menschen eine Schwerbehinderung.
Behandlung bei Osteoporose: Therapien im Überblick
Bei der Wahl der geeigneten Therapie bei Osteoporose kommt es auf viele verschiedene Faktoren an – zum Beispiel darauf, in welchem Stadium die Krankheit festgestellt wurde, wie alt die betroffene Person ist und welche weiteren Erkrankungen vorliegen. Die Behandlung ist also sehr individuell.
Wichtig zu wissen: Osteoporose ist leider nicht rückgängig zu machen. Allerdings gibt es gute Möglichkeiten, das Fortschreiten der Erkrankung hinauszuzögern. Diese Optionen stellen wir dir hier vor:
Basistherapie
Die sogenannte Basistherapie einer Osteoporose besteht aus der Stärkung des Knochenaufbaus durch das Einnehmen von Calcium (K2) und Vitamin D3; in der Regel in Tablettenform. Diese Nahrungsergänzung ist wichtig, weil Calcium ein bedeutender Bestandteil und Baustein des Knochens ist. Und Vitamin D3 braucht der Knochen, um eine gute Knochenmineralisation zu gewährleisten.
Osteoporose-Medikamente
Spezielle Medikamente können das Risiko für Knochenbrüche senken. Meist werden dazu die sogenannten Bisphosphonate eingesetzt, die gezielt in den Knochenstoffwechsel eingreifen. Sie können als Tablette eingenommen oder über eine Infusion beziehungsweise Spritze verabreicht werden. Die Bisphosphonate ähneln einem Baustein des Knochens. Sie können sich an der Oberfläche des Knochens anlagern und werden über Monate bis Jahre im Knochengewebe gespeichert. Dein Arzt oder deine Ärztin wird gut abwägen, ob er oder sie ein solches Medikament verschreibt. Es gilt als gut wirksam, kann aber auch Nebenwirkungen hervorrufen – beispielsweise eine Kiefernekrose. Mehr darüber erfährst du in unserem Kapitel: “Schwerpunkt Kiefernekrose und Osteoporose”.
Hormonersatztherapie
Bei Frauen in den Wechseljahren kann eine sogenannte Hormonersatztherapie helfen, den Östrogenspiegel anzuheben und damit einem Verlust der Knochenmasse entgegenzuwirken. Auch hier gibt es aber eine Reihe an Nebenwirkungen, die dein Arzt und deine Ärztin mit dir besprechen wird.
Schmerztherapie
Auch wenn die Osteoporose selbst nicht wehtut, leiden Betroffene oft unter Muskelverspannungen, die beispielsweise durch Fehlhaltungen hervorgerufen werden. Knochenbrüche schmerzen selbstverständlich ebenfalls. Um nicht mit Schmerzen leben zu müssen, können Betroffene Schmerz- und Entzündungshemmer einnehmen; bitte immer nur nach ärztlicher Absprache.
Operation – oft nicht nötig
Bei gebrochenen Wirbelkörpern erfolgte früher sehr häufig eine Operation, bei der der gebrochene Wirbelkörper mit Knochenzement stabilisiert und aufgerichtet wird. Alternativ kann ein Ballon eingeführt werden, der den Wirbelkörper aufrichtet. Neue Erkenntnisse zeigen aber, dass solche Operationen nur in speziellen Fällen sinnvoll sind. Denn: Viele Wirbelkörper-Frakturen heilen auch von allein – das dauert ungefähr acht Wochen. Manchmal ist es sinnvoll, die Heilung mit einem Stütz-Korsett (Orthese) zu unterstützen.
Gut zu wissen:
Du machst dir Sorgen über die Kosten, die durch deine Osteoporose-Therapie anfallen? Das musst du nicht. Hat ein Arzt oder eine Ärztin die Diagnose gestellt, übernehmen die Krankenkassen die Kosten für Untersuchung und die Heilmittel wie etwa, Spritze etc. Auch Calcium und Vitamin D können über die Kasse abgerechnet werden, wenn eine manifeste Osteoporose vorliegt; das heisst, wenn Knochen bereits gebrochen sind.
Behandlung ohne Medikamente möglich?
Ein Baustein der Osteoporose-Behandlung ist auch die Bewegungstherapie. Wenn wir genügend Bewegung bekommen und aktives Krafttraining betreiben, stärken wir unsere Knochen und die Muskulatur – und das kann auch Schmerzen verringern. Um einen guten Effekt zu erreichen, wird Betroffenen oft Physiotherapie verschrieben, die dann mit Entspannungs- und Atemübungen kombiniert wird. In der Physiotherapie werden dir in der Regel auch Übungen für zuhause gezeigt. Aber auch jeglicher sonstiger Sport, zum Beispiel Gymnastik, Schwimmen, Aqua-Jogging oder Wandern, ist hilfreich.
Homöopathie und alternative Therapie
Schön wäre es, wenn sich eine Osteoporose mit Globuli und Co. natürlich heilen liesse. Für deren Wirkung liegen aber bisher keinerlei Belege vor, sodass du mit deinen Symptomen und Beschwerden unbedingt einen Schulmediziner oder eine Schulmedizinerin aufsuchen solltest. Wie du weisst, ist es wichtig, die Diagnose nicht zu verschleppen, sondern Osteoporose – bestenfalls schon die Vorstufe – frühzeitig zu behandeln.
Seele stärken
Die Psyche zu stabilisieren, Stress zu vermeiden und optimistisch in die Zukunft zu schauen, sind keine zu unterschätzenden Faktoren bei der Behandlung und Vorbeugung von Osteoporose. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nämlich längst herausgefunden, dass die vermeintliche Machtlosigkeit vor der Erkrankung in einen Teufelskreis aus Schmerzen, Immobilität, depressiven Zuständen und Rückzug aus der Gesellschaft führen kann. Hast du die Diagnose Osteoporose erhalten, solltest du also unbedingt versuchen, dir klarzumachen, dass du viel dafür tun kannst, um deine Lebensqualität zu erhalten oder wieder zu steigern. Ob Ratgeber-Buch, Selbsthilfegruppe, der Austausch mit anderen Betroffenen in einem Internet-Forum oder einfach ein ganz neues Hobby: Nimm weiter aktiv am Leben teil und biete der Erkrankung die Stirn.
Vorbeugen: Tipps für knochengesunde Ernährung und Lebensweise
Bestenfalls entsteht Osteoporose gar nicht. Das können wir bis zu einem gewissen Masse mit beeinflussen – neben Bewegung spielt hier unsere Ernährung eine grosse Rolle. Was deine Knochen stärkt und schützt haben wir dir hier übersichtlich zusammengestellt:
- Ausreichende Eiweiss- und Proteinzufuhr durch Lebensmittel wie Milchprodukte, Fisch oder Nüsse
- Ausreichende Aufnahme von Vitaminen
- Kalziumzufuhr durch Lebensmittel wie Kuhmilch, Joghurt, Gouda, grünes Gemüse wie Blattspinat und Broccoli, kalziumreiches Mineralwasser (über 150 Milligramm pro Liter)
- Vollwertig essen und trinken im Sinne der zehn Regeln der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (gesund ist beispielsweise die “mediterrane Ernährung”, zu der du auch online viele Rezepte findest)
- Kochsalz nur in geringen Mengen verwenden
- Alkohol nur in geringen Mengen konsumieren
- Auf das Rauchen verzichten
- Regelmässig Sport treiben
- Ab Mitte April bis Mitte Oktober zwischen 11 Uhr und 15 Uhr täglich 20 bis 30 Minuten im Freien aufhalten, um Vitamin-D-Zufuhr durch Sonneneinstrahlung zu gewährleisten.
Gut zu wissen:
Vitamin D stärkt unsere Knochen. Ausserdem verhindert es, dass sich die Erkrankung Rachitis entwickelt, die vor allem Kinder betrifft. Was genau dahintersteckt und wie du sicherstellen kannst, dass dein Kind genügend Vitamin D aufnimmt, liest du in unserem Artikel:
Rachitits bei Kindern vorbeugen und behandeln
Schwerpunkt: Kiefernekrose und Osteoporose
Viele Patient:innen mit Osteoporose nehmen Bisphosphonate ein, die gezielt in den Knochenstoffwechsel eingreifen, den Knochenabbau hemmen und dadurch die Festigkeit erhalten können. Als sehr seltene, aber ernste Nebenwirkung kann sich hieraus eine sogenannte Kiefernekrose entwickeln. Die Diagnose ist für Betroffene in der Regel extrem niederschmetternd. Ein guter Rat ist, sich keine Bilder im Internet zu der Erkrankung anzuschauen und die Ruhe zu bewahren. Es gibt viele Möglichkeiten, die Erkrankung zu stoppen. Mit Sicherheit wird dich dein Arzt oder deine Ärztin gut dazu beraten. Hier findest du erste wichtige Informationen zu der Krankheit.
Was ist eine Kiefernekrose?
Bei einer Kiefernekrose sterben Teile des Kieferknochens oder der gesamte Kieferknochen ab. Charakteristisch für die Erkrankung ist, dass Teile des Knochens freilegen und die Wunden auch nach Wochen nicht abheilen. Grund für das Absterben ist eine unzureichende Blutversorgung des Knochens und eine Mangelversorgung von Sauerstoff-, Nähr- und Mineralstoffen.
Die Symptome einer Kiefernekrose entwickeln sich häufig unspezifisch. Mögliche Beschwerden sind:
- Schmerzen im Kieferbereich
- Zahnschmerzen
- Wiederkehrende Entzündungen
- Zahnlockerungen
- Fortschreitender Knochenverlust
- Fehlendes Abheilen des Knochens und des Zahnfleisches nach dem Ziehen eines Zahns
- Mundgeruch (Halitose)
- Abszesse mit Fistelbildung
- Geschwollenes, gerötetes Zahnfleisch
- Taubheits- und Schweregefühl im Kiefer
- Schwierigkeiten beim Essen und Sprechen
- Kiefersperre
Warum begünstigen Bisphosphonate eine Kiefernekrose?
Der Zusammenhang zwischen der Einnahme eines entsprechenden Medikaments und der Entwicklung einer Kiefernekrose ist nicht abschliessend geklärt. Fachleute vermuten, dass Keime an den Zähnen vorbei in den Kiefer eindringen. Weil Bisphosphonate offenbar die Immunabwehr des Kieferknochens schwächen, haben die Keime im Knochen nun leichtes Spiel. Es entstehen Entzündungen im Kiefer, die in eine Gewebezerstörung übergehen. Wichtig zu wissen: Man geht davon aus, dass die Medikamenteneinnahme nicht allein für die Entstehung einer Kiefernekrose verantwortlich ist, sondern dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen.
Zu diesen Risikofaktoren zählen
- Vorerkrankungen der Zähne, des Zahnfleischs und der Kieferknochen (insbesondere chronische Zahnfleischentzündungen mit Taschenbildung und hoher Keimzahl)
- Vorangegangene Eingriffe und Operationen an Zähnen und Zahnfleisch
- Einnahme von Medikamenten, die Einfluss auf das Immunsystem haben
Gut zu wissen:
Zahnfleischentzündungen solltest du nicht auf die leichte Schulter nehmen. Unbehandelt können sie sich zu einer Entzündung des gesamten Zahnhalteapparates entwickeln (Parodontitis). Wie du einer Zahnfleischentzündung vorbeugst und wie sie sich behandeln lässt, liest du hier:
Kiefernekrose behandeln – häufig OP unumgänglich
Nach Diagnosestellung sind die wichtigsten ersten Ziele, der betroffenen Person die Schmerzen zu nehmen und die Ausbreitung der Nekrose zu stoppen. Häufig erhalten Patientinnen und Patienten eine intravenöse antibiotische Therapie. Leider reicht diese Massnahme aber meist nicht aus, um eine Kiefernekrose vollständig zu behandeln – dafür ist in der Regel eine Operation nötig.
Bei einer solchen Operation werden die nekrotischen Knochenteile chirurgisch abgetragen. Der Chirurg oder die Chirurgin deckt die Bereiche dann mit Hilfe von Knochenersatzmaterialien ab. In manchen Fällen oder auch bei komplizierten Verläufen kann es zu einem Wiederaufflammen der Nekrose kommen, sodass weitere Eingriffe nötig werden. Im äussersten Fall ist beispielsweise eine Unterkieferteilresektion (Teilentfernung des Kiefers) unumgänglich. Der Kiefer wird dann durch Metallplatten und Schrauben stabilisiert. Später, nach guter Abheilung, kann eine Rekonstruktion mit körpereigenem Knochen in Betracht gezogen werden.
Gut zu wissen:
Wenn eine Kiefernekrose sehr früh erkannt wird, kann schon die Verbesserung der Mundhygiene plus eine orale Antibiose für Besserung sorgen. Wie du deine Zähne optimal putzt, kannst du hier nachlesen:
Quellen:
Aerzteblatt.de: Onkologie: Kiefernekrosen nach hoch dosierter Bisphosphonattherapie.
AWMF Leitlinien: Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose.
Bundesministerium für Gesundheit: M81: Osteoporose ohne pathologische Fraktur.
Bundesselbsthilfeverband für Osteoporose e.V.: Osteoporose und Wechseljahre and: Osteoporose und Ernährung.
Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Osteoporose-Prävention für Frauen besonders wichtig.
Charité: Medikamenten-assoziierte Kiefernekrosen.
Deutsche Apotheker Zeitung: Eine sinnvolle Aktion? Knochendichtemessung in der Apotheke.
Deutsches Krebsforschungszentrum: Bisphosphonate und Denosumab bei Krebs: Knochen-stabilisierende Therapie.
Deutsche Rheuma Liga: T Therapie bei Osteoporose: Kiefergesundheit im Blick and: Osteoporose: Ursachen, Symptome, Therapie and: Osteoporose-Medikamente.
dv-osteologie.org: dv-osteologie.org: DVO Leitlinie Osteoporose 2023.
Eismann-Lindner, Helga: Seelische Stärke stabilisiert die Knochen bei Osteoporose.
Gesund.bund.de: Was sind ICD- und OPS-Codes?.
Helios Kliniken GmbH: Osteoporose und die Bedeutung von Vitamin D.
Internisten im Netz: Osteoporose: Auswirkungen & Komplikationen and: Osteoporose: Ursachen and: Osteoporose: Prognose & Verlauf and: Osteoporose: Diagnose and: Neuer Test ermöglicht frühere und strahlungsfreie Erkennung von Osteoporose.
Klinikum Dresden: Osteoporose.
LMU Klinikum: Kiefernekrosen
Medical-tribune.de: Osteoporose: Bei Brustkrebs Messung der Knochenmineraldichte nicht vergessen.
monitor Versorgungsforschung: Osteoporose bei Kindern und Jugendlichen.
NDR.de: Osteoporose: Symptome erkennen, die richtige Therapie einleiten und: Osteoporose: Wirbelbruch-OP oft unnötig. and: Osteoporosis: Vertebral fracture surgery often unnecessary.
Orthinform.de: Osteoporose.
Osteoporosezentrum München: Osteoporose-Symptome: Früh erkennen und behandeln.
OSD Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband e.V.: Osteoporose und Rückenschmerzen.
Öffentliches Gesundheitsportal Österreich: Osteoporose: Symptome & Diagnose.
Pflege.de: Osteoporose.
Schön Klinik SE: Osteoporose.
Städtisches Klinikum Dresden: Osteoporose.
Stiftung MyHandicap gemeinnützige GmbH: Grad der Behinderung-Tabelle: Was ist das und was nützt es?.
Thieme-connect.de: Einteilung nach Schweregrad.
Universitätsklinikum Düsseldorf: Kiefernekrose / Osteonekrose.
Universitätsklinikum Magdeburg: Osteoporose: Wenn die Knochen brüchig werden.
Uniklinik RWTH Aachen: Osteonekrose des Kiefers.
Universitätsspital Zürich: Zystische Fibrose.
Universitätsklinikum Schleswig-Holstein: Spät- und Langzeitfolgen einer Krebsbehandlung.
Zahnboutique Kreuzplatz: Osteoporose im Kiefer.
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