Warum werden Zähne beim Zahnarzt geröntgt?
Die Begründung fürs Röntgen beim Zahnarzt zeigt sich direkt, wenn wir uns die Anatomie der menschlichen Zähne anschauen: Nur etwa ein Drittel des Zahnes ist sichtbar. Die restlichen zwei Drittel sind eingebettet in Zahnfleisch und Kieferknochen und mit blossem Auge nicht untersuchbar. Damit Zahnärzt:innen Auffälligkeiten trotzdem feststellen können, kommt die Röntgentechnik zum Einsatz – und zwar sowohl bei der Behandlung von erkrankten Zähnen als auch zur Vorsorge. Das prophylaktische Röntgen kann Entzündungen am Zahn und andere Veränderungen nämlich bereits erkennen, bevor Schmerzen auftreten.
In folgenden Bereichen kommen Röntgenaufnahmen der Zähne zum Einsatz:
- Erkennung von Entzündungen an lebenden und abgestorbenen Zähnen (zum Beispiel Zahnwurzelentzündung)
- Diagnose von Parodontitis und anderen Veränderungen des Kieferknochens
- Erkennung von Karies (auch in Zwischenräumen, unter Kronen und Füllungen)
- Erkennung von Rissen und Frakturen
- Erkennung von Zysten und Tumoren
- Planung von Zahnersatz
- Messung der Zahnlänge und Kontrolle der Füllung bei Wurzelbehandlungen
- Planung von kieferchirurgischen Eingriffen
- Überprüfung des Zustands der Weisheitszähne
Was sieht man auf dem Röntgenbild?
Beim Röntgen werden die Zähne für eine kurze Zeit mit elektromagnetischen Wellen, den sogenannten Röntgenstrahlen, durchleuchtet. Anschliessend treffen diese Strahlen beim analogen Röntgen auf einen Röntgenfilm und beim digitalen Röntgen auf eine Speicherfolie oder einen Sensor und bilden die Zähne in voller Länge ab. Da dichtes Gewebe wie Knochen und Zähne nur wenige Strahlen durchlassen, sehen sie auf dem Röntgenbild hell aus. Je dunkler ein Bildbereich ist, desto strahlendurchlässiger ist er – Luft ist beispielsweise schwarz.
Auf dem Röntgenbild kann der Zahnarzt Entzündungen, Zahnlöcher, Kariesbefall und andere Veränderungen der Zahn- beziehungsweise Kiefersubstanz erkennen, weil diese Stellen dunkler gefärbt sind als gesunde Zähne.
Ist Röntgen beim Zahnarzt gefährlich?
Beim Röntgen durchdringen die Röntgenstrahlen den Körper und übertragen dabei auch Energie an das Gewebe, was direkt oder durch Folgeprozesse zu Schäden führen kann. Da der menschliche Körper allerdings über starke Schutzmechanismen verfügt, können diese Schäden in der Regel schnell wieder repariert werden. Problematisch wird es nur dann, wenn die Strahlenbelastung zu hoch ist und der Selbstreparaturmechanismus nicht mehr hinterherkommt oder wenn noch nicht reparierte Veränderungen zu Krebs entarten.
Der aktuelle Stand der Forschung besagt, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Art von Schäden proportional mit der Dosierung der Strahlen steigt. Je höher die Strahlenbelastung, desto höher das Risiko für potenziell schädliche Veränderungen. So haben Wissenschaftler:innen in einer US-amerikanischen Studie 2012 herausgefunden, dass häufige Röntgenuntersuchungen mit einer heute nicht mehr verwendeten Strahlendosis gutartige Hirntumore (Meningeome) auslösen können. Die Ergebnisse dieser Studie sind allerdings kein Grund zur Panik: Beim normalen Röntgen in der Zahnarztpraxis ist die Dosis sehr viel niedriger als in den untersuchten Fällen, sodass das Risiko für Schädigungen heutzutage minimal ist. Als zusätzliche Sicherheitsvorkehrung tragen Patient:innen während der Bestrahlung eine Bleischürze zum Schutz der Organe.
Gut zu wissen:
Für Menschen mit Herzschrittmacher gelten bei vielen Untersuchungsverfahren Einschränkungen; allerdings nicht beim zahnärztlichen Röntgen.
Eine kleine Röntgenaufnahme der Zähne hat eine Belastung von etwa 5μSv. In Deutschland beträgt die natürliche Strahlenbelastung aus dem Weltall und aus dem Boden etwa 2,1mSv. Die jährliche Belastung im Alltag ist also etwa 400-mal so hoch wie die Belastung durch die Röntgenaufnahme. Bei einer digitalen 3D-Volumentomografie, bei der die Röntgenröhre sich um den gesamten Kopf des Patienten dreht, entsteht eine Belastung von etwa 100μSv. Das entspricht ungefähr der Strahlenbelastung, der du bei einem Flug von Deutschland nach Brasilien und wieder zurück ausgesetzt bist, und ist weniger als ein Zwanzigstel der natürlichen jährlichen Belastung.
Wie oft darf man die Zähne beim Zahnarzt röntgen lassen?
Trotz der geringen Strahlenbelastung sind Zahnärzt:innen dazu angehalten, das Restrisiko weitestgehend zu reduzieren und unnötiges Röntgen zu vermeiden. Das bedeutet konkret, dass der Zahnarzt bei jedem Einzelfall entscheiden muss, ob der Nutzen der Röntgenaufnahme grösser ist als der mögliche Schaden.
Wir können allerdings keine pauschalen Angaben zur Häufigkeit machen, da verschiedene Patient:innengruppen unterschiedliche Behandlungen benötigen. Wer zum Beispiel Zahnersatz im Mund hat, muss unter Umständen jährlich eine Aktualisierung des Röntgenbildes machen lassen, während bei Patient:innen ohne Zahnersatz eine Röntgenaufnahme alle zwei Jahre oder seltener ausreichend sein kann.
Ist Röntgen beim Zahnarzt in der Schwangerschaft gefährlich?
Das Risiko, dass beim zahnärztlichen Röntgen Strahlen zur Gebärmutter vordringen, ist sehr gering – vor allem, wenn die Patientin eine Bleischürze im Beckenbereich trägt. Da allerdings ein minimales Restrisiko besteht, verschieben Zahnärzt:innen Röntgenaufnahmen in der Regel auf die Zeit nach der Geburt. Besonders in der Frühschwangerschaft, also in den ersten Wochen, ist der heranwachsende Embryo nämlich sehr empfindlich. Falls du einen Kinderwunsch hast, macht es durchaus Sinn, vor der Umsetzung der Familienplanung zum Zahnarzt zu gehen und eventuell nötiges Röntgen bereits vor der Einnistung abzuhaken. In dringenden Fällen ist es allerdings möglich, auch während der Schwangerschaft Röntgenaufnahmen der Zähne anfertigen zu lassen.
Während der Stillzeit ist Röntgen beim Zahnarzt unbedenklich und du musst keine Stillpause einlegen.
Fortbildungspflicht
Um sicherzustellen, dass Zahnärzt:innen mit den aktuellen Sicherheitsvorschriften fürs Röntgen vertraut sind, müssen sie spätestens alle fünf Jahre einen Röntgenkurs besuchen. Die Vorschriften für die Qualitätssicherung beim Röntgen sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz besonders streng.
Welche Röntgenarten gibt es beim Zahnarzt?
Röntgen ist nicht gleich Röntgen. Um Zähne beziehungsweise den Kieferbereich abzubilden, gibt es verschiedene Verfahren. Hier ein Überblick:
Digitales Röntgen vs. analoges Röntgen
Der Unterschied zwischen analog und digital ist beim Röntgen ähnlich wie in der Fotografie: Genau wie bei einer analogen Kamera braucht ein analoges Röntgengerät einen Film, um die Strahlen abzubilden. Beim digitalen Röntgen kommen stattdessen Speicherfolien oder Sensoren zum Einsatz. Das hat den Vorteil, dass die digitalen Bilder einerseits eine höhere Bildqualität haben und andererseits noch mit einem Bildbearbeitungsprogramm nachbearbeitet werden können. Der Zahnarzt kann beispielsweise die Helligkeit anpassen, Kontraste erhöhen oder auffällige Stellen vergrössern, um sie besser beurteilen zu können. Die Bilder werden digital gespeichert, sodass der Zahnarzt sie direkt auf dem Monitor betrachten kann. Digitale Röntgenbilder können ausserdem leichter aufbewahrt und weitergegeben werden.
Ein weiterer Pluspunkt ist, dass das digitale Röntgen deutlich weniger radioaktive Strahlung verursacht als analoges Röntgen, weil Sensoren und Speicherfolien deutlich empfindlicher sind als Röntgenfilme und entsprechend weniger Strahlung benötigen. Beim digitalen Röntgen entsteht bis zu 90 Prozent weniger Strahlenbelastung. Einige Zahnarztpraxen führen das Röntgen der Zähne deshalb ohne Bleischürze aus. Allerdings weisen wir darauf hin, dass sich Strahlenschutzgremien nach wie vor dafür aussprechen, dass Patient:innen eine Bleischürze zum Schutz tragen sollten.
Mittlerweile sind die meisten Zahnarztpraxen im deutschsprachigen Raum auf digitales Röntgen umgestiegen.
Röntgentechniken im Überblick
Beim analogen und digitalen Röntgen können entweder einzelne Zähne oder das komplette Gebiss abgelichtet werden.
Intraorales Röntgen
Intraorales Röntgen bedeutet, dass der Patient die Aufnahmeplatte oder den Röntgenfilm im Mund hat und durch leichtes Zubeissen festhält. Diese Technik kommt vor allem zum Einsatz, wenn einzelne Zähne gezielt untersucht werden sollen, weil beispielsweise ein Verdacht auf eine Zahnwurzelentzündung oder Karies in den Zwischenräumen besteht.
Gut zu wissen:
Was genau Karies eigentlich ist und wie man befallene Zähne behandelt, erfährst du in unserem Artikel:
Panoramaröntgen
Panoramaröntgenaufnahmen (Fachbegriff: Orthopantomografie) werden verwendet, um einen Überblick über den gesamten Mundraum zu bekommen, um Auffälligkeiten wie Wurzelentzündungen aber auch Tumore und Abszesse zu erkennen oder sich die Lage von noch nicht durchgebrochenen Weisheitszähnen anzuschauen. Im Gegensatz zum intraoralen Röntgen befindet sich der Film oder Sensor ausserhalb des Mundbereichs. Ein spezielles Röntgengerät fährt einmal komplett um den Kopf des Patienten.
Digitale Volumentomographie (3D-Röntgen)
Die digitale Volumentomographie (DVT) bietet einen noch besseren Überblick, da sie den gesamten Mund-Kiefer-Gesichtsbereich dreidimensional darstellt. Man spricht deshalb umgangssprachlich auch von “3D-Röntgen”. Das funktioniert folgendermassen: Das Gerät fährt um den Kopf des Patienten und erzeugt dabei etwa 200 bis 600 Durchleuchtungen, die in einem Rechenprozess zu einem Volumen zusammengefügt werden. So entsteht eine detaillierte 3D-Aufnahme. Die Vorteile sind, dass Zahnärzt:innen so das Knochenvolumen und die Knochenqualität bestimmen und für die Planung von Implantaten nutzen können. Für die Diagnose von Krankheiten ist 3D-Röntgen allerdings nicht notwendig.
Gut zu wissen:
Was genau sind Implantate und was für Alternativen gibt es? In unserem Artikel erfährst du alles, was du über Zahnersatz wissen musst:
FAQ: Häufige Fragen zum Röntgen beim Zahnarzt
Kommen beim Röntgen der Zähne Kosten auf mich zu?
Bei analogen und digitalen Röntgenaufnahmen übernehmen in der Regel sowohl gesetzliche als auch private Krankenkassen die Kosten. Eine Ausnahme ist die digitale 3D-Volumentomographie, die in Deutschland und in der Schweiz keine Kassenleistung ist. Sie muss in der Regel von gesetzlich versicherten Patient:innen selbst gezahlt werden. Die Kosten dafür liegen zwischen 150 und 250 Euro.
Kann ich ein Röntgenbild vom Zahnarzt anfordern?
Falls du den Zahnarzt gewechselt hast und bei deinem alten Zahnarzt noch eine Röntgenaufnahme erstellt wurde, hast du das Recht, das Röntgenbild anzufordern, um es an deinen neuen Arzt zu übergeben. Es kann auch vorkommen, dass deine Krankenkasse das Röntgenbild als Nachweis für eine geplante Behandlung anfordert. Dein neuer Zahnarzt kann das Röntgenbild auch direkt bei dem vorherigen Zahnarzt anfordern. Laut Datenschutzrecht ist deine Zustimmung dazu nicht erforderlich.
Wie lange müssen Röntgenbilder aufbewahrt werden?
Die Aufbewahrungsfrist für Röntgenbilder von Erwachsenen beträgt für Zahnärzt:innen zehn Jahre. Bei Minderjährigen müssen Röntgenaufnahmen bis zur Vollendung des 28. Lebensjahres aufbewahrt werden.
Was für Hygienemassnahmen gibt es für Röntgen beim Zahnarzt?
Die Teile des Röntgengeräts, die der Patient berührt hat, müssen nach jeder Verwendung desinfiziert werden. Das gilt insbesondere für Röntgenfilme und Sensoren, die Patient:innen in den Mund nehmen.
Kann ich Röntgen beim Zahnarzt ablehnen?
Wenn für dich nur ein Zahnarztbesuch ohne Röntgen in Frage kommt, hast du auch das Recht, die Röntgenaufnahme kritisch zu hinterfragen oder auch abzulehnen. Allerdings solltest du dir der Konsequenzen bewusst sein: Der Zahnarzt kann ohne Röntgen bei Beschwerden womöglich nicht die richtige Diagnose stellen und auch Auffälligkeiten nicht frühzeitig erkennen.
Quellen
Academy of Breastfeeding Medicine: ABM Klinisches Protokoll Nr. 31: Radiologie undbNuklearmedizin: Studien an stillenden Frauen.
Ärzteblatt: Röntgen beim Zahnarzt als Meningeomrisiko.
Bayerische LandesZahnärzte Kammer: Weitergabe von Röntgenbildern.
Bundeszahnärztekammer: Durchführungsempfehlungen für die zahnärztliche Röntgenologie.
Claus, Elizabeth et al: Dental X-Rays and Risk of Meningioma, in: Cancer. 2012.
Dentlounge: Digitale Volumentomographie (DVT).
DentNet: : Digitales Röntgen – geringe Strahlung, viele Vorteile.
Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK): Röntgen beim Zahnarzt.
Hajtó, Jan : Röntgen beim Zahnarzt – die Fakten,, on: hajdo.de.
Interessenverband Zahnärztlicher Verbände in Deutschland IGZ e.V.: Das zahnärztliche Röntgen.
Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung Nordrhein-Westfalen: Ist es richtig, dass in der Zahnmedizin bei Bissflügelaufnahmen mit digitaler Röntgentechnik keine Bleischürze zum Schutz der Patienten erforderlich ist?
Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg: FAQ Allgemeines Recht.
Malitte, Hans-Joachim et al.: Strahlenschutz in der ZfP für Deutschland, Österreich und die Schweiz -Gemeinsamkeiten und Unterschiede, on: ndt.net.
Medtronic: Leben mit einem Herzschrittmacher..
Meindentist: DVT beim Zahnarzt.
Nicol, Philipp: Röntgen, on: netdoktor.de.
Petrali, Luka: Ist Röntgen schädlich?, on: zahnarztcentrum.ch.
Rahimian, Neda: Röntgen beim Zahnarzt, on: fitdentist.de.
Rheia, Nicola: Das Hygienemanagement in der Zahnarztpraxis, auf: zmk-aktuell.de.
Rottke, Dennis: : Digitale Volumentomographie: Was man wissen muss, auf: zmk-aktuell.de.
Süddeutsche Zeitung: Röntgen im Mundraum: Nicht mehr als unbedingt nötig.
Swissmom: Zahnarztbesuch bei Kinderwunsch.
Zahnärzte am Löwenplatz:: 3D-Röntgen (DVT) in Zürich
Zukunft Zahn: : Digitales Röntgen beim Zahnarzt.
Alle Websites letztmals aufgerufen am 27.10.2023.